In diesen Tagen beginnt die größte deutsche Breitensport-Studie zu sexualisierten Grenzverletzungen, Belästigung und Gewalt. Das Forschungsprojekt „SicherImSport“ wird durch den Landessportbund Berlin sowie neun weitere Landessportbünde gefördert. Durchgeführt wird die Onlinebefragung von der Bergischen Universität Wuppertal und dem Universitätsklinikum Ulm. Im Auftrag des organisierten Sports werden umfassende Daten über die Häufigkeit und die Formen sowie den Status Quo der Prävention und Intervention in diesem sensiblen Bereich erhoben. Ergebnisse werden im Sommer 2022 erwartet.
LSB-Präsident Thomas Härtel sagt: „Sexualisierte Grenzverletzungen, Belästigungen und Gewalt im organisierten Sport sind leider häufig Tabus. Im Raum stehen Schätzungen, wonach die Zahlen der Fälle sexualisierter Gewalt im Sport mit denen der Kirche vergleichbar seien. Doch wie verhält es sich tatsächlich? Das wollen wir, gemeinsam mit Landessportbünden anderer Bundesländer, unseren Verbänden, Bezirkssportbünden und Vereinen erfahren. Wir müssen wissen, wie es sich im gemeinnützig organisierten Vereinssport mit Belästigung und Gewalt verhält und wie die Tatumstände sind.“
Der Landessportbund Berlin bietet seit mehreren Jahren präventive Maßnahmen für seine Verbände und Vereine zum Kinderschutz an und erweitert sein Engagement kontinuierlich. Dazu trägt auch das im vergangenen Jahr eingeführte Kinderschutzsiegel bei.
Die anonymisierten Forschungsergebnisse sollen mithelfen, die künftige Präventionsarbeit im organisierten Sport gemeinsam sinnhaft weiterentwickeln zu können. „Wir brauchen Transparenz, um zu wissen, ob unsere Maßnahmen ausreichen oder ob wir noch gezielter gegensteuern müssen und weitere Maßnahmen notwendig sind“, so Härtel weiter.
Im vergangenen Jahr wurden in Berlin 26 Fälle im Bereich Kinder- und Jugendschutz bekannt, davon waren elf polizeilich relevant, drei betrafen den Erwachsenenbereich. Meral Molkenthin, Kinderschutzbeauftragte des LSB: „Von den Ergebnissen der Studie ‚SicherImSport‘ erhoffe ich mir, dass sie aufzeigt, wie und wo wir bereits gut aufgestellt sind und wo wir noch nachjustieren müssen. Für eine Betroffenengerechte Beratung und Intervention, wünsche ich mir wegweisende Erkenntnisse wie wir Betroffene unterstützen, Kinder und Jugendliche besser beschützen und die Vereine begleiten können.“
Weitere Informationen zur Zielsetzung, den unterschiedlichen Modulen sowie zum Ablauf des Projektes gibt es hier.
Die anonyme Studie richtet sich an alle Mitglieder*innen in Sportvereinen. Dazu werden Personen gesucht, die mindestens 16 Jahre alt sind und Mitglied in einem Sportverein in Deutschland sind oder waren. Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig und die Teilnahme kann jederzeit unterbrochen oder beendet werden. Einige der Fragen befassen sich mit sensiblen Themen, die mitunter als belastend wahrgenommen werden können.
Die durchschnittliche Bearbeitungszeit für das Ausfüllen dieses Online-Fragebogens beträgt ca. 20-30 Minuten. Es wird empfohlen, wenn möglich, den Fragebogen im Privaten auszufüllen. Alle gesammelten Informationen sind streng vertraulich und werden ausschließlich zu Forschungszwecken verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Es sollte sich ausreichend Zeit genommen werden, um die Hinweise zu den Teilnahmebedingungen zu lesen, bevor mit der Befragung begonnen wird.
Diese Befragung sammelt Informationen über negative, potenziell verletzende Handlungen oder Verhaltensweisen, die möglicherweise im organisierten Sport (z.B. Sportverein, Sportteam) erlebt wurden. Informationen über solche Erfahrungen zu erheben ist schwierig, es ist jedoch wichtig, dass mehr über dieses Problem erfahren wird, um Menschen vor ähnlichen Erfahrungen besser schützen zu können.
Auch wenn keine negativen Erfahrungen gemacht wurden, ist eine Teilnahme an der Studie dennoch sehr wertvoll und wird helfen zu verstehen, wie weit verbreitet diese Probleme sind.