Lieber Berliner Tanzsportler,
knapp zehn Tage sind seit der letzten Meldung vergangen. In dieser Zeit gab es viele E-Mails und Telefonate zwischen uns und dem LSB Berlin, Politikern und Verwaltungen sowie eine Sportausschuss-Sitzung im Berliner Abgeordnetenhaus. In letzterer hatten wir unsere Chance gesehen, auf breiter Front unsere gewichtigen Argumente zu platzieren und uns Gehör zu verschaffen.
Dies ist gelungen und wenn Sie mögen, schauen Sie sich auf dem YouTube-Kanal des Berliner Landesparlaments gerne die Sitzung vom vergangenen Freitag an – Aufzeichnung (die Zeitangaben in Klammern geben die jeweilige Zitatstelle an):
In seinem ersten Statement führt Senator Geisel aus (ca. 0:13:40), dass bei weiterhin niedrigen Neuinfektionszahlen weitere Lockerungen, wie die Freigabe von gedeckten Sportanlagen (und damit auch Tanzsälen), denkbar sind. Allerdings frühestens in der übernächsten Stufe (vorher würde Wettkampfsport im Outdoor-Bereich gestattet werden), aber eventuell noch im Juni (ca. 0:17:40).
Die Zweifel, ob dies die einzige Kennzahl für weitere Lockerungen sein sollte, wachsen bei den Landessportverbänden und dem Landessportbund Berlin. Und ebenso wächst die Ungeduld, vor allem das Gefühl der fehlenden Gleichberechtigung zwischen den Gesellschaftsbereichen und ebenso zwischen den Sportarten (outdoor vs indoor). Denn es fehlt die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der derzeitigen Entscheidungen seitens der Berliner Politik, wenn zugleich mehr und mehr andere Bundesländer den Indoor-Sport unter Auflagen freigeben (u.a. demnächst auch in Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg).
Entsprechend erwähnte LSB-Präsident Thomas Härtel, neben anderen Sportarten und Sportbereichen, explizit den Tanzsport in seiner Stellungnahme (ca. 0:37:40). Er bekräftigte zudem unsere Position, dass es doch unter den bekannten Hygiene- und Abstandsregeln denkbar sein sollte, in kleinen Gruppen wieder in Hallen zu tanzen. Denn es geht uns um Perspektiven und einen Lösungskorridor für den Berliner Tanzsport.
Zwei sportpolitische Sprecher (von FDP, Stefan Förster, und Die Linke, Philipp Bertram) griffen in der anschließenden Fragerunde ebenfalls die Situation des Berliner Tanzsports auf (ca. 1:30:00 und ca. 1:41:00). Worauf Senator Geisel dann in seiner Antwort (ca. 2:25:15) signalisierte, dass das Abstandsgebot beim Tanzen für Personen eines Haushalts nicht beabsichtigt war und dies allein durch die Formulierungen der unterschiedlichen Paragraphen in der Eindämmungsverordnung entstanden sei. Man wolle dies bei nächster Gelegenheit korrigieren, aber Tanzsport sei halt weiterhin nicht indoor gestattet.
Und vielleicht haben meine Mails an den Sportsenator und Sportstaatssekretär in Verbindung mit der vorgenannten, mehrfachen Thematisierung des Tanzsports in der Ausschusssitzung doch für die notwendigen Impulse gesorgt.
Im Nachgang der Ausschusssitzung habe ich mich mit LSB-Präsident Thomas Härtel erneut ausgetauscht und er konnte mir am Dienstag (19. Mai) berichten, dass der LSB Berlin, auch mit unseren zahlreichen Argumenten, weitere Gespräche in der Senatskanzlei und bei den zuständigen Senatsverwaltungen führte: Die für den Sport zuständige Senatsverwaltung für Inneres und Sport hat signalisiert, dass das Kontaktverbot von Personen eines Haushalts schnellstmöglich aus der Verordnung gestrichen bzw. durch ergänzende Kommentare o.ä. aufgehoben werden soll.
Zudem gibt es nun wohl doch konkrete Gespräche wie in Kleinstgruppen Indoor-Sport vorstellbar sein könnte und auch im Hinblick auf das Trainingsverbot für Landeskader-Sportler haben mittlerweile viele Landesfachverbände eindeutig Position bezogen, so dass auch hier Erleichterungen immerhin mal in der Berliner Verwaltung thematisiert werden.
Und Dienstag abend (19. Mai) drang über die Presse die Aussage des Sport-Senators Andreas Geisel durch, dass der Berliner Senat in der nächsten Woche eine Sondersitzung am 28. Mai beabsichtigt, in der über einige der vorgenannten Lockerungen gesprochen und beschlossen werden soll.
Dies passt wiederum zu einer Aussage, dass es Absprachen und Abstimmungen zwischen dem Land Brandenburg und dem Berliner Senat gäbe, bei solchen Lockerungen zeitgleich vorgehen zu wollen. Und die Landesregierung von Brandenburg hat mittlerweile veröffentlicht, dass ab 28. Mai die Erlaubnis von Indoor-Sport mit Sportarten ohne engen Körperkontakt mit Personennutzungskonzept (Anzahl der Personen, Duschnutzung, Lüftung bzw. Erhöhung der Luftaustauschraten, Distanzgebot) gegeben sei.
Ich will damit keine allzu großen Hoffnungen wecken, sondern einfach nur mal wieder den aktuellen Nachrichtenstand mit Ihnen teilen. Aber vielleicht kommt nun doch etwas in Bewegung und vielleicht bald auch wieder wir, die Berliner Tanzsportler. Schauen wir mal.
Thorsten Süfke, Präsident Landestanzsportverband Berlin