In den vergangenen Tagen/Wochen sind in der Presse
Veröffentlichungen zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen u.a.
gegen die Privatperson Harald Frahm (Präsident des Deutschen
Tanzsportverbandes) erschienen. Der Deutsche Tanzsportverband (DTV)
hat hierzu auf seiner Internetseite www.tanzsport.de Stellung
genommen. Seit Ende letzter Woche ruht das Amt des 1.
Vize-Präsidenten der International Dance Sport Federation, das
Harald Frahm inne hat. Auch hierzu sind verschiedene Stellungnahmen
des Deutschen und des Weltverbandes veröffentlicht worden.
Die interessierte (Tanzsport-)Öffentlichkeit hat die
Vorgänge und Stellungnahmen sehr kontrovers diskutiert, u.a. im
Forum des Internetangebots des DTV.
Am vergangenen Sonntag (10. Juli) hat Franz Allert
(Präsident des Landestanzsportverbandes Berlin und Mitglied im
Hauptausschuß des Deutschen Tanzsportverbandes) hierzu einige
Gedanken kommuniziert. Diese Ausführungen lauteten:
"Ich verfolge die Beiträge im Forum seit einigen Tagen mit
großem Interesse und habe mittlerweile (fast) alle gelesen.
Natürlich kann ich mich nicht zu allen Beiträgen und deren Inhalten
im Einzelnen äußern. Aber ich möchte aus meiner Sicht ein paar
Anmerkungen machen, insbesondere da (offen oder zwischen den
Zeilen) der Wunsch erkennbar ist, die Spitzenfunktionäre des DTV
(und dazu zähle ich (mindestens) die Mitglieder des
Hauptausschusses, also auch mich) mögen sich doch mal äußern und
Stellung beziehen. Dies will ich für meinen Teil gerne tun.
1. Ich habe großes Verständnis für den in den verschiedenen
Beiträgen immer wieder deutlich werdenden Wunsch nach mehr
Informationen zum Thema - um nicht nur das, was - je nach Zeitung -
in der Presse zu lesen ist, als Grundlage für die eigene
Meinungsbildung zu haben. Das geht mir nicht anders. Aber wir
müssen und sollten auch zunächst abwarten, was von den
Ermittlungsbehörden an Erkenntnissen zu tage gefördert wird. Dass
sich die Informationspolitik des DTV optimieren lässt, wird
sicherlich noch ein Thema in den zuständigen Gremien werden. Soweit
mir aus Pressemitteilungen, Gesprächen mit Kollegen aus dem
DTV-Präsidium und persönlichen Gesprächen mit Harald Frahm bekannt
ist, handelt es sich nicht um Ermittlungen gegen den DTV oder
Harald Frahm in seiner Eigenschaft als DTV-Präsident. Es ist mir
auch nicht bekannt, dass ein anderer Funktionär des DTV in dieser
Sache beschuldigt wird. Es handelt sich zunächst ausschließlich um
eine Angelegenheit, die in der beruflichen Sphäre von Harald Frahm
angesiedelt ist. Dies sollte und muss der DTV als Verband bei
seinen Stellungnahmen und Informationen immer berücksichtigen.
Natürlich ist der DTV dennoch tangiert - aber dazu weiter unten.
2. In der Sache ist aus meiner Sicht und nach meinem
Kenntnisstand Folgendes festzuhalten: Gegen den ehemaligen
Sportchef des Hessischen Rundfunks, Dr. Emig, und die Inhaber bzw.
Geschäftsführer zweier Marketingfirmen wird ermittelt. Da Harald
Frahm für eine dieser Firmen Verantwortung trägt, sind auch gegen
ihn Ermittlungen im Gange. Handlungen als Präsident des DTV sind
meines Wissens in keinem Einzelfall Gegenstand der Ermittlungen
oder Beschuldigungen. Ermittelt wird unterdessen auch gegen den
Sportchef des Mitteldeutschen Rundfunks, Herrn Mohren. In diesem
Zusammenhang ist auch die ARD-Masters Gala als Veranstaltung
genannt worden. Der Sender hat allerdings hierzu mitgeteilt, dass
diese, wie auch eine andere Veranstaltung aus Sicht des Senders zu
marktüblichen Preisen produziert worden sei. Ob und in welchem
Umfang die Handlungen der betroffenen Personen, u.a. von Harald
Frahm, strafrechtlich relevant sind und entsprechend geahndet
werden, bleibt aus meiner Sicht abzuwarten. Voreilige Schlüsse und
"Vorverurteilungen" sollten wir in diesem wie auch in anderen
Fällen fairer Weise nicht vornehmen. Wir sollten gegenüber unserem
Verbandspräsidenten dieselbe Fairness walten lassen, wie wir sie
uns selbst in einer solchen (persönlich sicherlich sehr
unangenehmen Situation) wünschen würden.
3. Unabhängig davon stellt sich natürlich die Frage, welche
Bedeutung und Auswirkungen solche Anschuldigungen und Ermittlungen
auf den DTV haben - auch, wenn nicht die Amtsführung Gegenstand der
Beschuldigung ist, sondern "nur" die Person. Alleine der Hinweis
darauf, dass hier nur der private oder berufliche Bereich tangiert
sei, hieße m.E. die Sache und ihre Wirkung völlig zu unterschätzen.
Alleine die Reaktion im Forum beweist ja z.B. das Gegenteil. Und:
Natürlich hat die Gesamtreputation eines Verbandspräsidenten und
die häufige Nennung des DTV in der Presse in diesem Zusammenhang
eine negative Wirkung. Wie dies insgesamt einzuschätzen ist und was
daraus ggf. resultiert, wird der Hauptausschuss in seiner
Herbstsitzung zweifellos ausführlich diskutieren.
4. Ja, dann ist da noch die andere ständig diskutierte Frage:
Rücktritt oder Ruhen lassen des Amtes - oder eben keines von
beiden. Dies ist ein besonders heikles Thema, um das ich mich aber
auch nicht drücken möchte. Ein Rücktritt ist aus meiner Sicht weder
zwingend notwendig noch überhaupt geboten. Dies folgt meines
Erachtens aus der Tatsache, dass die Amtsführung bislang in keiner
Weise Gegenstand von Ermittlungen oder substantiell vorgebrachter
Beschuldigungen hinsichtlich irgendwelcher Unregelmäßigkeiten ist.
Das Präsidium hat Harald Frahm darüber hinaus ausdrücklich sein
Vertrauen ausgesprochen. Mit der Frage des Ruhenlassens des Amtes
verhält es sich etwas anders. Zunächst gilt auch hier: Es geht
(anders als in verschiedenen Forumsbeiträgen zitierten Fällen)
nicht um Unregelmäßigkeiten in der Amtsführung. Wäre dies der Fall,
wäre ein Ruhen lassen m.E. zwingend. Hier geht es aber "nur" um
indirekte Auswirkungen - z.B. um das Image des DTV. Es ist die
persönliche Entscheidung von Harald Frahm, sein Amt weiter zu
führen. Ich weiß, dass er sich auch diese Entscheidung nicht leicht
gemacht hat. Daher ist sie auch zunächst zu respektieren. Die
Regelung in der IDSF hat mich nach den letzten Informationen, die
ich hatte, etwas überrascht. Wer aber die Situation im Präsidium
der IDSF näher kennt, muss auch hier mit voreiligen
Interpretationen vorsichtig sein. Es gibt in Deutschland und auch
außerhalb Deutschlands eine Reihe von Personen, die an einer
Schwächung der Person Harald Frahm aber auch des DTV großes
Interesse haben. Ich kann diesen Schritt - von wem immer er auch
ausgegangen ist - noch nicht abschließend beurteilen. Für mich gilt
aber, dass ich die Entscheidung unseres Präsidenten respektiere. Im
Hauptausschuss wird sehr offen (und bestimmt auch sehr kontrovers)
die ganze Angelegenheit diskutiert werden. Sofern keine gravierend
neuen Tatsachen bekannt werden, sollte aus meiner Sicht bis dahin
gewartet werden. Wenn der HAS zu der Auffassung käme, dass es für
den Verband besser wäre, der Präsident würde sein Amt Ruhen lassen,
würde Harald Frahm bestimmt einer solchen Bitte folgen. Das ist
jedenfalls meine Einschätzung." ...
Franz Allert, Präsident Landestanzsportverband Berlin
Am heutigen Tage ergänzte Franz Allert diese Ausführungen:
"..die Präsidenten der sog. "Nordkette" haben mich gebeten über
dieses Forum allen Interessierten Folgendes mitzuteilen:
Die Präsidenten der Landestanzsportverbände
Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und
Mecklenburg-Vorpommern stimmen mit meinem Beitrag vom 10.7.2005
inhaltlich vollständig überein. Dies betrifft die Bewertung der
Situation ebenso wie die weitere Vorgehensweise.
Wir sehen gemeinsam derzeit keine zwingende Notwendigkeit
eine a.o. Sitzung des HAS einzuberufen. Wir bleiben jedoch weiter
untereinander in engem Kontakt, da die gesamte Angelegenheit und
ihre möglichen Auswirkungen sehr ernst genommen werden."