Sehr geehrter Herr Frahm,
mit lähmendem Entsetzen und absoluter Fassungslosigkeit haben
wir auf die schrecklichen Ereignisse in den USA reagiert, die einen
verabscheuungswürdigen Anschlag auf unschuldige Menschen, auf das
amerikanische Volk und die gesamte zivilisierte Menschheit
darstellen. Das Präsidium des Landestanzsportverbandes Berlin hat
sich - wie wohl in allen Landesverbänden - in Folge der
Terroranschläge auch mit der Frage befasst, ob eine Absage der an
diesem Wochenende geplanten Landesmeisterschaften erfolgen sollte.
Nach sehr eingehenden Beratungen waren wir zu der Auffassung
gelangt, von einem solchen Schritt abzusehen. Wir haben uns nach
ihrem Schreiben vom gestrigen Tage erneut mit dieser Frage
beschäftigt. Da wir bei unserer ursprünglichen Entscheidung bleiben
wollen, möchte ich Gelegenheit nehmen, Ihnen und dem Präsidium des
DTV die Gründe hierfür zu erläutern.
Es handelt sich bei den Landesmeisterschaften um reine
Sportveranstaltungen ohne jeglichen Festcharakter, die für die
meisten der teilnehmenden Aktiven den sportliche Jahreshöhepunkt
darstellt. Ein Verzicht auf die Durchführung straft nach unserer
Auffassung nicht die Täter, die mit ihrem Terror Herrschaft über
unser gesellschaftliches Leben erlangen wollen. Natürlich ist es
auch uns ein tief empfundenes Bedürfnis und eine demokratische
Pflicht, unsere Trauer und unsere Abscheu gegenüber diesen
terroristischen Taten aber auch unser Mitgefühl und unsere
Solidarität mit den Angehörigen der Opfer zum Ausdruck zu bringen.
Aber wir möchten dies auch aktiv und in einer öffentlich sichtbaren
Form machen. Wir haben uns daher entschieden, die
Landesmeisterschaften durchzuführen und in einer kurzen Ansprache
und einer Gedenkminute öffentlich den Opfern und ihren Angehörigen
unsere Solidarität zu bekunden. Die Flagge der Vereinigten Staaten
von Amerika und die Flaggen Deutschlands und Berlins werden mit
einem Trauerflor versehen während der gesamten Veranstaltung auch
das nach außen sichtbare Zeichen unserer Verbundenheit sein. Wir
werden darüber hinaus eine Kondolenzliste auslegen, damit alle
Tanzsportler aber auch das Tanzsportpublikum Gelegenheit erhält,
ganz persönlich sein Mitgefühl zu bekunden. Wir werden außerdem bei
allen Landesmeisterschaften zu einer Spendenaktion für die Opfer
dieser Terrorkatastrophe aufrufen.
Die Entscheidung zur Durchführung der Landesmeisterschaften
in dieser Form ist in enger Abstimmung mit dem Landessportbund
Berlin und seinem Präsidenten erfolgt. Es soll ein Versuch sein,
trotz der noch immer vorhandenen Trauer und Beklommenheit den Weg
zurück in die Normalität zu finden und gleichzeitig unsere
Solidarität mit den amerikanischen Bürgern zum Ausdruck zu bringen.
Ich hoffe aufgrund dieser Erläuterungen auf Ihr Verständnis für den
von uns eingeschlagen Weg.
Gestatten Sie mir abschließend noch den Hinweis, dass es
unserer Auffassung nach hier keine "richtige" oder "falsche"
Entscheidung gibt und wir selbstverständlich Respekt und
Verständnis für diejenigen haben, die aus der gleichen
Verantwortung und der selben Zielsetzung heraus für sich und ihren
Landesverband eine andere Entscheidung getroffen haben.
In der Hoffnung auf Zeiten, in denen Entscheidungen wie diese
nicht mehr notwendig werden, verbleibe ich
Franz Allert