Der 7. April 1973 war für viele Berliner ein ganz gewöhnlicher Sonnabend, doch für die Tanzinteressierten der Stadt sollte es ein historischer Tag werden: Mit dem "1. Berliner Tanzkarussell um das Blaue Band der Spree" hatte in der Schöneberger Sporthalle eine Veranstaltung Premiere, die nicht nur an verschiedensten Orten der Berliner Tanzsportgeschichte stattfand, sondern für Generationen von deutschen Tanzsportlern eben das jährliche Ziel zu Ostern wurde und ist. Doch erst seit 1988 wird über Ostern und erst seit 1986 wird im zwei Jahre zuvor eröffneten Sport Centrum Siemensstadt getanzt. Denn dort konnte die einfach kurz "Blaues Band" genannte Veranstaltungen nach Jahren der Höhen und Tiefs, aber besonders nach erheblich ansteigenden Paarzahlen die Idee der Gründungsväter Kurt Richter und Horst Feilke wieder realisieren: alles unter einem Dach - alle Klassen, von der D-Klasse bis zu den Weltmeistern.
Die grundlegende Idee, in Berlin ein großes, über die Grenzen der - seinerzeit geteilten - Stadt hinaus bekanntes Tanzturnier auszurichten, wurde bereits 1971 geboren. Und als dann das Viermächteabkommen über den Status Berlins verabschiedet war und Transit-Reisen durch die damalige DDR geregelt waren, ließ sich der Einfall verwirklichen und den durch die Insel-Lage geprägten -(West-)Berliner Paaren den lange ausgebliebenen sportlichen Vergleich mit den Tanzsportfreunden aus der Bundesrepublik ermöglichen und Berlin überhaupt als Tanzsportzentrum bekannt zu machen.
Mit zwei Jahren Verspätung, da das 48. Blaue Band nach zwei pandemie-bedingten Absagen erst im Jahr 2022 durchgeführt werden konnte, wurde nun - eben am Karsamstag (30. März 2024) - mit einer Abendveranstaltung dieses Jubiläum begangen. Neben den Finalrunden der letzten Turniere des Tages, darunter die Hauptgruppen B- und A-Standard, gab es einige Showeinlagen und ein besonderes Opening: alle Paare des Abends, Helfer und Lizenzträger versammelten sich zu einem großen Gruppenbild mit 50 auf der Tanzfläche (Foto).
Zeitzeugen, wie Anita und Rudi Eggert, die beim ersten Blauen Band selber am Start waren, später u.a. für gute Musik sorgten und auch noch heute als Wertungsrichter am Rand der Fläche stehen, langjährige Weggefährten und Repräsentanten der heutigen zwei Ausrichtervereine waren als Ehrengäste anwesend.
Die tanzsportlichen Höhepunkte des Abends ergänzten Anekdoten und Besonderheiten aus fünf Jahrzehnten - und davon gibt es viele: sowohl Berliner als auch Deutsche und auch Weltmeisterschaften fanden im Rahmen des Blauen Bandes statt. Manchmal wurde bis tief in die Nacht getanzt, spornte das Berliner Publikum (teilweise mit bis zu 900 Zuschauern) durch Applaus und Anfeuerungsrufe die Tanzsport-Stars zu Höchleistungen an, so dass Turnierleiter um Mäßigung bitten mussten, damit die Musik noch zu hören war. Es gab Boogie Woogie-Wettbewerbe und Städtekämpfe, es wurde mal zentral (Schöneberger Sporthalle) oder dezentral (in verschiedenen Berliner Tanzsportclubs) getanzt, ab 1980 mit DTV-Ranglistenturnieren, ab 1990 mit Paaren aus ganz Deutschland, seit 2005 für 15 Jahre auch international, aber es blieb immer eine Vernstaltung von Tanzsportlern für Tanzsportler.
So kamen über die 50 Jahre wohl mehr als 200 Veranstaltungstage oder mehr als 2.300 Stunden Tanzturniere zusammen...ein Grund zum Feiern: Happy Birthday, Blaues Band!
Sportfanat hat einen Video-Zusammenschnitt über die Jubiläumsveranstaltung erstellt. Zu finden ist das Video auch im YouTube-Kanal des Landestanzsportverband Berlin oder hier.