Die Nachricht kursierte schon seit Monaten im Berliner Tanzsport, nun ist es offiziell. Nachdem Thorsten Süfke vor wenigen Monaten mitteilte, das beim Verbandstag 2024 angenommene Vertrauen der Mitgliedsvereine für seine vierte Amtszeit als Präsident aus persönlichen Gründen vorzeitig zurückzugegeben, hat er beim gestrigen, ordentlichen Verbandstag 2025 seinen Rücktritt erklärt und ist aus dem Präsidium ausgeschieden. Der bisherige Vizepräsident Johannes Koch übernimmt nun als achter Präsident die Geschicke unseres Verbandes.
Wir wollen diese Zäsur zum Anlass nehmen, Thorsten Süfke auch auf diesem Weg zu würdigen. Nach Klaus Koch (27 Jahre) und Franz Allert (14 Jahre) stand Thorsten Süfke mit zehn Amtsjahren am drittlängsten an der Spitze unseres Verbandes. Mit seinem Namen ist indes ein ganzes Vierteljahrhundert ununterbrochener Ausübung von Ämtern und Funktionen im LTV Berlin und DTV (davon 15 Jahre parallel) verbunden: 2000 - 2006 LTV-Pressesprecher, 2012 - 2015 LTV-Vizepräsident, 2015 - 2025 LTV-Präsident und 2012 - 2022 DTV-Beauftragter JMC. Das vorbildliche Engagement geht jedoch weit über präsidiale Aufgaben hinaus. So nimmt er auch weiterhin gemeinsam mit Anne Benger das wichtige sportpolitische Amt des Jugendschutz-Beauftragten im LTV wahr. Darüber hinaus war und ist Thorsten Süfke in etlichen Gremien des Landessportbundes Berlin aktiv, so im Landesausschuss Gesellschaftliche Verantwortung, beim Runden Tisch Kinder und Jugendschutz/PSG oder jüngst im Landesausschuss Leistungssport.
Seine zehnjährige Amtszeit als LTV-Präsident war von großen wie unerwarteten Herausforderungen geprägt, insbesondere in den Pandemie-Jahren 2020 bis 2022. Thorsten Süfke hat in dieser schwierigen Zeit die Vereinsvorstände über den Interpretationsspielraum der „Landesinfektionsschutzmaßnahmenverordnung“ breit informiert und dabei neue Termini wie „Abstandsregelung“, „Hospitalisierungsrate“, „Hygienekonzept“, „Inzidenzwert“, „Kontaktsportart“, „Maskenpflicht“, „Mindestabstand“ oder „Mischnutzung“ transparent gemacht. Manches scheinbar gemeinsame Arbeitsergebnis lag vielmehr seinem umsichtigen Wirken zugrunde. Viele dieser unendlichen Bemühungen des Hinterfragens und Nachhakens blieben für die Tanzsport-Öffentlichkeit unsichtbar.
Nachdem das „Blaue Band der Spree“ 2020 als erste Tanzsportgroßveranstaltung in Deutschland abgesagt werden musste, gelang ein Jahr später durch seinen unermüdlichen Einsatz die zwischenzeitliche Wiederaufnahme des Trainings- und Wettkampfbetriebes. Das Berlin Dance Festival feierte dann endlich 2022 als erste Großveranstaltung nach der pandemiebedingten Einschränkung seine nationale Premiere. Dank der Unterstützung des Landes Berlin konnte unser ausrichtende Landestanzsportverband die Max-Schmeling-Halle drei Tage lang mietkostenfrei nutzen. Diese günstige Konstellation auch gegen latente Bedenken durchzusetzen, ist ein Markstein seiner Amtszeit als LTV-Präsident. Mindestens genauso nachhaltig bleibt sein maßgeblicher Einsatz für die Beteiligung des DTV und LTV bei den erstmals in Deutschland ausgetragenen Special Olympics World Games 2023 in Erinnerung.
Überdies zählt nicht als alleiniger, aber doch wesentlicher Erfolg von Thorsten Süfke, die Mitgliederstärke unseres Landestanzsportverbandes in den vergangenen zehn Jahren stabil gehalten und damit wichtige Förderstufen des LSB bewahrt zu haben.
In seine Amtszeit fielen neben verbandspolitischen Meilensteinen wie der Etablierung des LSB-Kinderschutzsiegels oder der erstmaligen Beteiligung am LSB-Gesundheitsforum auch herausragende tanzsportliche Erfolge. So kamen etliche Deutsche und Europameistertitel, aber auch sieben weltmeisterliche Trophäen in die Bundeshauptstadt: Chearleading-Team Dance Deluxe vom TSV Rudow 1888 e.V. (2015), Fabian Wendt/Anne Steinmann (2018, 2024), Gert Faustmann/Alexandra Kley (2022, 2023, 2024) sowie Martin u. Carolin Schmiel (2021).
Beständigkeit, Entschlossenheit, Hartnäckigkeit, Unermüdlichkeit, Verlässlichkeit – diese fünf Attribute kann man Thorsten Süfke ohne Übertreibung zuschreiben. Unser Sportwart Hendrik Heneke hat es im aktuellen Verbandstagsheft wunderbar auf den Punkt gebracht:
„Auch wenn ich die zugrundeliegenden Überlegungen nachvollziehen kann, bedauere ich seinen Entschluss sehr: Seit mehr als 20 Jahren arbeiten wir in unterschiedlichen Konstellationen und Ämtern zusammen. Dabei habe ich das sehr freundschaftliche Miteinander, seine konstruktiven, immer in die Zukunft gerichteten Gedanken und Konzepte und sein außerordentliches Engagement immer sehr geschätzt. Ich bin persönlich sehr dankbar für diese Zeit.“
Mit historischem Abstand wird man gewiss seine Bilanz noch mehr zu schätzen wissen.
Dass ihm auch über das Tanzparkett hinausreichende Freundschaften viel bedeuten, konnte man seiner Abschiedsrede für den 2023 verstorbenen Tanzsportfotografen Werner Salomon entnehmen.
Das enorme Aufgabenpensum von Thorsten Süfke und sein erstaunliches Arbeitstempo im aktuellen Geschehen sind dennoch immer mit der Reflexion zu den historischen Traditionen unseres Verbandes verbunden. Nicht zuletzt hat er das laufende Jubiläumsjahr durch seine Ideen bereichert.
Für das vielfältige und außergewöhnliche ehrenamtliche Engagement um den Tanzsport sind ihm im Laufe der Jahre verdiente Ehrungen des Berliner Senats, des LSB, des DTV resp. des LTV zuteilgeworden. Jüngster „Zuwachs“ in dieser Liste ist der Titel „Ehrenpräsident des Landestanzsportverbandes Berlin“, der ihm am gestrigen Abend als Dank und Anerkennung für seine Verdienste um den Berliner Tanzsport durch den Verbandstag verliehen wurde.
Wie Thorsten Süfke selbst andeutete, wird er seine guten wie persönlichen Kontakte in verschiedene Senatsverwaltungen, zu anderen Fachverbänden sowie in LSB-Gremien für die Entwicklung des Berliner Sports und zum Wohle unseres geliebten Tanzsports weiter fortsetzen.
Danke!
Archivbeauftragter Dirk Ullmann für das LTV-Präsidium